Schulgebäude Miriam Makéba

Feine Allianz aus Edelstahl und Lehm
Das im Sommer 2019 eingeweihte Schulgebäude Miriam-Makeba huldigt dieser herausragenden südafrikanischen Jazzsängerin (1932-2008), die sich durch ihren leidenschaftlichen Kampf gegen die Apartheid auszeichnete, welcher sie für dreißig Jahre ins Exil trieb. Für ihr Talent wurde ihr sogar in zehn Ländern, darunter Frankreich, die Ehrenbürgerschaft verliehen. Dieses vom Büro TOA architectes associés geschaffene Schulgebäude in Nanterre bietet Platz für 392 Kinder und 46 Erwachsene. Es besteht aus 15 Klassen – sechs davon sind Kindergärten und neun Grundschulklassen – mit einem eigenständigen Freizeitzentrum, zwei Speisesälen und Personalunterkünften. Als Teil eines dichten städtischen Gefüges ist der Komplex von den cités des Provinces françaises und Marcelin Berthelot, Türme mit 2500 Sozialwohnungen, die zwischen 1956 und 1958 zunächst für Arbeiterfamilien und dann für Migranten erbaut wurden, umgeben. Diese beiden Siedlungen wurden in der Folge zwischen Eisenbahnschienen, einem kreisförmigen Boulevard und dem nach 1970 errichteten U-Bahn-Damm (RER) eingeklemmt. Infrastrukturelemente, die erhebliche Brüche im Stadtgefüge verursachten. In diesem Kontext der Vertikalität dominiert die Präfektur Hauts-de-Seine das Gelände. Dieses 1972 vom Architekten André Wogensky errichtete monumentale öffentliche Gebäude, das mit seinem 113 m hohen Turm weithin in der Landschaft sichtbar ist, grenzt nahezu an die Schule an und stellt in der Tat einen Maßstabsbruch dar. Die Architekten nahmen die Herausforderung an und beschlossen, die Schule horizontal über 4.050 m² (Grundfläche) zu errichten und damit einen markanten Kontrapunkt zu setzen.


Wiederverwertbare Materialien
Mit einem Stockwerk fügt sich das U-förmige Gebäude gekonnt in das sich schnell verändernde Viertel der Universität Paris-Nanterre ein. Bezüglich der Organisation der Funktionen stützt es sich auf ein Untergeschoss mit einem Parkplatz und Technikräumen. Während das Erdgeschoss um zwei getrennte Klassenzimmer herum strukturiert ist und die Kindergartenräume und das Freizeitzentrum umfasst, befinden sich die Grundschulräume im ersten Stockwerk. An der Nordseite führt der gemeinsame Eingang der beiden zu einer Empfangshalle und der Verwaltung sowie zu zwei Mensen, der über einen Hof zugänglichen Küche und den Mehrzweckräumen. Für den Bau dieser neuen Bildungseinrichtung wollte das Rathaus von Nanterre das Projekt mit den neuesten Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung ausstatten und einen Ansatz für eine hohe Umweltqualität entwickeln, der jetzt unerlässlich ist. Die Gemeinde ist in der Tat für ihre langjährige Entschlossenheit zur Innovation in den Bereichen Architektur und Umwelt bekannt und war eine der ersten französischen Städte, die vor etwa zehn Jahren einen Klima- und Energieplan verabschiedet hat. Daher wurde die Schule als ein Plusenergiegebäude konzipiert, das mehr Energie produziert als es verbraucht, wobei die technologischen Entscheidungen von einem globalen bioklimatischen Ansatz geleitet und durch eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs untermauert werden. Nachdem die Stadtverwaltung das Planungsteam dazu ermutigt hatte, andere Materialien als Holz zu verwenden, entschieden sich die Architekten von TOA für wiederverwertbare Materialien, wie z.B. Lehm (Stampflehm) für die Innenwände und die Umführung des Bauwerks und Edelstahl. Der Rückgewinnungs- und Recyclingprozess wird perfekt beherrscht, und der zurückgewonnene Edelstahl wird zu 100 % wiederverwertet. Im Gegensatz zu anderen Materialien hat der so gewonnene Edelstahl identische Eigenschaften und Leistungen wie ein Edelstahl, der nicht aus dem Recyclingprozess stammt.


Ein schimmerndes und langlebiges Ornament aus Edelstahl
Das empfohlene ökologische System besteht aus einer Reihe angemessener technischer Lösungen: reichliches Eindringen von natürlichem Licht in die Räumlichkeiten, Wärmeerzeugung (Heizung und Warmwasser) durch eine Holzpellet-Heizung, ein begrüntes Dach, das mit Solarpaneelen zur Stromerzeugung bedeckt ist, ein Wasserspeier-Wandsystem, das in den Klassenräumen für die natürliche Belüftung der Räume während der Übergänge der Jahreszeiten installiert ist. Frei nach dem Motto der Architekten: „Das Schulgebäude ist durch sein Fundament im Boden verankert und durch die Immaterialität seiner Edelstahlverkleidung an den Himmel gehängt.“ ist das andere im Projekt allgegenwärtige Material zweifellos die Edelstahlverkleidung der Fassaden. Der verwendete, von Aperam gelieferte Edelstahl im Farbton 304 ist langlebig und unveränderlich und hat eine Uginox-Roll-On-Optik, die Walzen erzielt wird und einer feinen Politur ähnelt. Aus 0,5 mm dicken Coils wurden vertikale Streifen nach den Vorgaben des Architekten zugeschnitten, bevor sie profiliert und zusammengepresst wurden. Ihre Breite variiert zwischen 400 mm auf der Hofseite und 430 mm auf der Straßenseite und ihre Höhe zwischen 1 m und über 6 m. Die Edelstahlpaneele wurden mit Stehfalzen montiert und mit Edelstahlkonsolen an einem Träger aus Holzmantel befestigt, der mit Konsolen an der Betonwand befestigt wurde, die ihrerseits mit einer Dämmung (außen) versehen war. Ob über die gesamte Höhe oder über die Stampflehmwand, diese Verkleidung ist ein schimmerndes und luftiges Ornament, welches das Gebäude aufhellt und bereichert.
Die Verbindung von Edelstahl und Lehm ist Teil des Wunsches der Planer, Modernität mit Tradition zu verbinden, indem sie auf aktuelle und zukünftige ökologische Fragen eingehen.


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